Berlin, 24.07.2024 – Die heute beschlossene Wasserstoff-Importstrategie der Bundesregierung wurde lange erwartet. Der VIK – Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e. V. erkennt positive Impulse für einen Wasserstoffhochlauf an, wichtige Fragen bleiben aber offen. Die Strategie kommt zu oft nicht über den bisherigen Status quo hinaus.
Christian Seyfert, Hauptgeschäftsführer des VIK: „Die klare Verknüpfung der Strategie mit anderen dringend notwendigen Initiativen wie der Carbon Management Strategie, der Kraftwerkstrategie sowie der geplanten Wasserstoffspeicherstrategie zeigt, dass sich die Bundesregierung der großen Komplexität und Tragweite dieser Projekte bewusst ist. Allerdings ist die Zeit für die Industrie und die Transformation unserer Wirtschaft knapp. Wie die anderen genannten Strategien, so kommt auch diese deutlich später als angekündigt.“
Bereits 2020 wurde eine erste Nationale Wasserstoffstrategie vorgelegt und diese 2023 novelliert. Mit dieser Novellierung wäre bereits eine Vorlage der Importstrategie zu erwarten gewesen, insbesondere hinsichtlich der veränderten weltpolitischen Lage seit dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine.
Ein wesentliches Hindernis für einen schnellen Hochlauf der Wasserstofftechnologien stellt aktuell der noch unklare Zertifizierungsrahmen dar. Hierbei verzögern sich die Entscheidungen auf der EU-Ebene. Das ist für viele Unternehmen entlang der neuen Wertschöpfungsketten das größte Investitionshindernis. Dieser Zertifizierungsrahmen im Zuge der sogenannten RED III ist immer noch nicht abgeschlossen, muss bis Mai 2025 in jeweiliges nationales Recht umgesetzt werden. Für 2027 ist zudem eine Revision vorgesehen. „Hier brauchen wir sofort mehr Tempo“, so Seyfert. Die Unternehmen benötigen schnell konkrete Rahmenbedingungen und langfristige Planungssicherheit.
„Ohne eine langfristige Perspektive und einen gesicherten Regulierungsrahmen werden die Investitionen sowohl seitens der Produzenten als auch seitens der Abnehmer von Wasserstoff weit unter den Erwartungen bleiben. Wettbewerber gehen hier pragmatischer vor, wir sind nicht die einzigen Interessenten von CO₂-armem Wasserstoff in der Welt. Daher sollten wir nicht mit zu engen Anforderungen an einhundertprozentig grüne Lösungen den Hochlauf in Europa bremsen und gefährden. Die Strategie nimmt diese Frage richtigerweise auf und öffnet den Wasserstoff in dieser Frage zumindest übergangsweise“, ergänzt Christian Seyfert.
Der VIK begrüßt das langfristige Ziel der Verwendung von klimaneutralem Wasserstoff, hält ein zu dogmatisches Beharren auf der „Farbenlehre“ des Wasserstoffs in der Frühphase in diesem neuen Markt für kontraproduktiv. Jede Energiequelle sollte an ihrem Gesamtausstoß von klimaschädlichen Gasen gemessen werden, deshalb ist die Entscheidung richtig, in der vorliegenden Strategie insbesondere für den Übergang zu einer vollständigen Klimaneutralität auch CO₂-arme Wasserstoffquellen in die Planungen einzubeziehen.
Fachbereichsleiter Politik und Kommunikation / Pressesprecher