Deutsche Industriestandorte haben zum Teil doppelt so hohe Strompreise wie ihre internationalen, konzerninternen Wettbewerber. Das hat eine Umfrage des VIK, der Interessenvertretung industrieller und gewerblicher Energiekunden, deutlich gemacht. Mitgliedsunternehmen mit deutschen und ausländischen Standorten wurden dafür befragt. Die dabei ermittelten Ist-Zahlen zeigt die Karte in Bild 1. Darin sind die Strompreise der deutschen Standorte auf 100 Prozent gesetzt. Ein Wert, der fast überall auf der Welt deutlich unterschritten wird. Das zeigt, wie hart der Kampf der deutschen Unternehmen im konzerninternen Wettkampf um Investitionsmittel und Produktionen ist, insbesondere wenn der Stromverbrauch für die Produktion besonders hoch ist.
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Bild 1: VIK-Weltkarte der Industriestrompreise*[/caption]
„Aluminium, Chemie, Papier, Stahl oder Zement, Produktionen, bei denen der Anteil der Energiekosten an der Wertschöpfung von 30 bis fast 60 Prozent reicht, konkurrieren vielfach konzernintern um Produktionskapazitäten über Ländergrenzen hinweg. Die deutschen Strompreise machen den Erfolg trotz moderner und höchst energieeffizient aufgestellter Prozesse mit optimaler CO2-Reduktion sowie gut ausgebildeten, engagierten Mitarbeitern immer fraglicher. Vor diesem Hintergrund muss es gelingen, die Strompreise für Unternehmen auch auf dem Weg der Energiewende nicht noch stärker vom Niveau der Wettbewerbsmärkte zu entkoppeln. So würde nur dem Industriestandort Deutschland zu Gunsten ausländischer Produktionskapazitäten geschadet. Die Energiewende würde zum Industrieende.
Ein Rütteln am Fortbestand der Entlastungen der deutschen Industrie zur Begrenzung des Strompreisanstiegs verbietet sich daher. Was wir brauchen, ist Planungssicherheit und Verlässlichkeit, denn es lohnt sich für alle, den Industriestandort Deutschland zu erhalten. So tragen die Unternehmen trotz Entlastung immer noch einen sehr großen Anteil an der Förderung von Sonnen- und Windstrom zu Gunsten hoher Renditen für private Haus-, Scheunen- und Landbesitzer. Wir müssen eine Kosten- und nicht eine Neiddiskussion führen. Die erneuerbaren Energien haben längst ihr Nischendasein verlassen. Es wird Zeit, ihre Förderung und ihre sinnvolle Integration in den Strommarkt im Industrieland Deutschland miteinander in Einklang zu bringen. „Preissprünge für energieintensive Unternehmen sind dabei weder im bestehenden noch im zukünftigen System eine Option“, so Dr. Annette Loske, Hauptgeschäftsführerin des VIK.
* Hinweise zu den Zahlen in der Karte, die VIK-Weltkarte der Industriestrompreise sowie eine entsprechende VIK-Europakarte der Industriestrompreise und Zusatzinformationen zur der Wirtschaftskraft der verschiedenen Länder, können Sie dem mit versendeten PDF-Dokument entnehmen.