Politik muss den Kernenergieausstieg sorgfältig planen, auch unter Kostenaspekten
Um rund 360.000 Euro im Jahr sind nach Berechnungen des VIK, der Interessenvertretung industrieller Energiekunden, für ein beispielhaftes kleines bis mittleres industrielles Unternehmen* die Strom- und Emissionshandelskosten nach dem Moratorium zur Kernenergie gestiegen (siehe Beispiel auf Seite zwei der Pressemitteilung). Deutlich zeigt sich diese Strompreiswirkung nach dem Moratoriumsbeschluss Mitte März in den EEX-Strombörsenpreisen: Diese sind sprunghaft um rund sieben Euro/MWh gestiegen, siehe Abb. 1.
„Eine beschleunigte Abschaltung der deutschen Kernkraftwerke wird die Strompreise dauerhaft höher halten und gleichzeitig die wichtige Versorgungssicherheit beeinträchtigen. Das spüren zuerst und unmittelbar die industriellen Stromkunden, die ihren Strom nach tagesscharf kalkulierten Strompreisen von ihren Lieferanten beziehen“, so Dr. Annette Loske, Hauptgeschäftsführerin des VIK. „Der Moratoriumsbeschluss hat sich außerdem bereits jetzt auf die CO2-Preise für den EU-Zertifikatehandel mit 2 Euro/MWh deutlich verstärkend ausgewirkt.
Am Beispiel einer relativ kleinen, mittelständischen Papierproduktion* summiert sich das wie folgt:
- Die Strompreisdifferenz von ca. 7 €/MWh (vor bzw. nach dem Moratorium, siehe Abb. 1) bedeutet Strommehrkosten von 350.000 € jährlich, wenn der Strom für das kommende Jahr nach dem Moratorium kontrahiert wurde
- Die entsprechende Zertifikatpreisdifferenz von ca. 2 €/MWh steigert die Kosten für zuzukaufende Zertifikate um rund 12.500 € (vor bzw. nach dem Moratorium, siehe Abb. 2).
Alle bestehenden, geplanten bzw. sich ergebenden Energiepreisbelastungen müssen nach Ansicht des VIK bei einer Entscheidung für einen beschleunigten Kernenergieausstieg auf den Tisch. Energie in Deutschland muss sich vorrangig an den Bedürfnissen der Industrie ausrichten.
„Wir können den Umbau des Energieversorgungssystems nur schaffen, wenn jemand da ist, der ihn bezahlen kann. Dafür ist sowohl bei der Industrie und als auch beim Privatverbraucher eine gesunde Wirtschaft die grundlegende Voraussetzung. Hau-Ruck-Entscheidungen verbieten sich deshalb. Ein neues Energiekonzept – mit vernünftigen Rahmenbedingungen – muss her. Nur auf dieser Basis können die Lasten gesellschaftspolitisch vernünftig verteilt werden“, Frau Dr. Loske.
* Kleiner industrieller Stromkunde mit einem Strombedarf von 50 Mio. kWh im Jahr.